Hoch­ka­rä­ti­ge Red­ner bil­den Rah­men für IBU-Mitgliederversammlung

Damit sich eine Gesell­schaft ihrer Ver­ant­wor­tung für die Umwelt bewusst wird, braucht es Vor­den­ker und Vor­rei­ter – auch aus der Wirt­schaft. Die­ses Fazit lässt sich aus dem Rah­men­pro­gramm der dies­jäh­ri­gen Mit­glie­der­ver­samm­lung des Insti­tut Bau­en und Umwelt e.V. (IBU) zie­hen. Denn, Nach­hal­tig­keit lässt sich nicht top down ver­ord­nen. Um der Agen­da 2030 für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung gerecht zu wer­den und die glo­ba­len Zie­le zu errei­chen, müs­sen sich neben der Regie­rung auch die Zivil­ge­sell­schaft und vor allem die Pri­vat­wirt­schaft enga­gie­ren. So, wie zum Bei­spiel die Mit­glie­der des IBU als Her­stel­ler von Bau­pro­duk­ten und ‑kom­po­nen­ten, die sich seit Jah­ren die­ser Ver­ant­wor­tung stel­len und gemein­sam das nach­hal­ti­ge Bau­en för­dern. Dafür erhiel­ten sie viel Lob. 

Von Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz bis Kreislaufwirtschaft

Hans Peters„Wir bewe­gen uns weg vom EPD-Ver­ein, hin zum Anbie­ter von Nach­hal­tig­keits­in­for­ma­tio­nen“, ver­kün­de­te Hans Peters, Vor­sit­zen­der des IBU, zu Beginn der Ver­an­stal­tung. Das IBU wol­le sich künf­tig brei­ter auf­stel­len und mehr Infor­ma­tio­nen über alle bau­be­zo­ge­nen, nach­hal­tig­keits­re­le­van­ten Pro­zes­se und Anfor­de­run­gen bereit­stel­len. Beim The­ma Nach­hal­tig­keit sind Akteu­re und Unter­neh­men gefragt, die Umwelt­ma­nage­ment betrei­ben, in Kreis­läu­fen den­ken, Res­sour­cen effi­zi­ent nut­zen sowie Tech­nik und Digi­ta­li­sie­rung dyna­misch vor­an­brin­gen. Um genau die­se The­men dreh­ten sich die Vor­trä­ge der fünf Red­ne­rin­nen und Red­ner, die Nach­hal­tig­keit aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven beleuchteten.

Prof. Günther Bachmann_IBU 2018Prof. Dr. Gün­ther Bach­mann, Gene­ral­se­kre­tär des Rates für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung, stell­te zunächst die ver­schie­de­nen Hand­lungs­fel­der der Insti­tu­ti­on vor, die sich ins­be­son­de­re für die Umset­zung der Deut­schen Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie (DNS) ein­setzt und u. a. den Deut­schen Nach­hal­tig­keits­preis (DNP) unter­stützt. In die­sem Zusam­men­hang dank­te er dem IBU aus­drück­lich für die bis­lang bereits drei­ma­li­ge Betei­li­gung am DNP mit der Ver­ga­be des Son­der­prei­ses für Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz. Wenn es gelän­ge die deut­schen Bau­stan­dards mehr in die Welt zu tra­gen, sei das ein Bei­trag dazu, die Sus­tainab­le Deve­lo­p­ment Goals (SDG), also die glo­ba­len Nach­hal­tig­keits­zie­le der Agen­da 2030 in und durch Deutsch­land umzusetzen.

Nachhaltigkeit Klaus Töpfer IBU 2018 „Das Detail im Fokus. Das Gan­ze im Blick. – Um die­sen Slo­gan benei­de ich Sie“, beton­te Prof. Dr. Klaus Töp­fer, Bun­des­mi­nis­ter für Umwelt, Natur­schutz und Reak­tor­si­cher­heit a.D. Damit sei das IBU vor­an­ge­gan­gen und habe sein Enga­ge­ment in Sachen Nach­hal­tig­keit auf den Punkt gebracht. Töp­fer stell­te das „Bau­en für die Zukunft einer Welt mit 9 Mil­li­ar­den Men­schen“ in den Mit­tel­punkt sei­ner Rede. „Stel­len Sie sich auf die­se vol­le Welt ein“, so sein Appell. Wor­auf es ihm zufol­ge ankommt, sind Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz, lang­fris­ti­ge Nut­zungs­zei­ten von Pro­duk­ten, dyna­mi­sche Pro­dukt­ent­wick­lun­gen sowie Offen­heit von Gren­zen und Märk­ten. „Wir wer­den uns eine linea­re Weg­werf­wirt­schaft nicht mehr leis­ten kön­nen.“ Kur­ze Pro­dukt-Lebens­zei­ten pro­du­zier­ten Unmen­gen an Abfall. Es gel­te, dem ent­ge­gen­zu­wir­ken und ver­stärkt Kreis­läu­fe zu schlie­ßen. Gleich­zei­tig ver­wies er dar­auf, dass „man kein The­ma auf­grei­fen kann, ohne zu wis­sen, in wel­cher Welt man lebt“. Am Bei­spiel der Mehr­weg­fla­sche mach­te er deut­lich, dass das, was für Deutsch­land rich­tig sei, nicht auf ein Land wie Afri­ka, das mit Was­ser­knapp­heit und Hygie­ne­pro­ble­men zu kämp­fen habe, über­tra­gen wer­den kön­ne. Bei Bau­wer­ken, die 50 Jah­re über­dau­er­ten, sei es wich­tig, genau zu wis­sen, was dar­in ver­baut wer­de und wel­che Bau­pro­duk­te sich ange­sichts einer glo­ba­ler wer­den­den Bau­wirt­schaft zum Bei­spiel für Bau­wer­ke in Afri­ka eigneten.

Fun­dier­te, digi­ta­li­sier­te Infor­ma­tio­nen: Weg­be­rei­ter für Nachhaltigkeit

blankTri­ne Dyr­stad Pet­ter­sen vom nor­we­gi­schen Ver­band der Bau­stoff­in­dus­trie lenk­te die Auf­merk­sam­keit auf eine aktu­el­le Pilot­stu­die, das Nor­we­gi­an Zero Emis­si­ons Buil­dings pro­ject, die belegt, dass der beim Bau­en ent­ste­hen­de CO2-Ruck­sack durch Ener­gie­ge­win­nung wäh­rend der Nut­zungs­pha­se eines Gebäu­des und im Recy­cling­pro­zess aus­ge­gli­chen wer­den kann. Die Refe­ren­tin hob dabei die Bedeu­tung von öko­bi­lanz­ba­sier­ten Infor­ma­tio­nen über die Umwelt­wir­kun­gen ein­zel­ner Bau­pro­duk­te, sprich Umwelt-Pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen (Envi­ron­men­tal pro­duct decla­ra­ti­ons, kurz: EPDs), her­vor. Die Erstel­lung von EPDs für ein­zel­ne Bau­pro­duk­te bzw. Pro­dukt­grup­pen gibt Unter­neh­men häu­fig den Impuls für ein weit­rei­chen­de­res Enga­ge­ment in Sachen Nach­hal­tig­keit. So wer­den zuneh­mend auch die Pro­zes­se in den Blick genom­men, um die­se ent­lang der Wert­schöp­fungs­ket­te zu optimieren.

Dr. Marianne Schönnenbeck IBU 2018

Das Eco-Manage­ment and Audit Sche­me – kurz EMAS – ist ein Instru­ment der Euro­päi­schen Uni­on, das Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen dabei unter­stützt, ihre Umwelt­leis­tung kon­ti­nu­ier­lich zu ver­bes­sern und zu kom­mu­ni­zie­ren. Dr. Mari­an­ne Schön­nen­beck, Vor­sit­zen­de des Umwelt­gut­ach­ter­aus­schus­ses (UGA), der sich aktiv für die Umset­zung und Ver­brei­tung von EMAS ein­setzt, sprach über ver­schie­de­ne Nach­hal­tig­keits­in­stru­men­te aus Pro­dukt- sowie aus Orga­ni­sa­ti­ons­per­spek­ti­ve. Für eine umfas­sen­de Nach­hal­tig­keits­be­trach­tung im Sin­ne der SDG brau­che es bei­des: Die pro­dukt­be­zo­ge­ne Lebens­zy­klus­ana­ly­se, die nor­mier­te, trans­pa­ren­te und veri­fi­zier­te Daten lie­fert und auch ein Umwelt­ma­nage­ment­sys­tem zur Vali­die­rung des Gesamtsystems.

Dr. Alexander Rieck IBU 2018„Die Bau­bran­che hat in Sachen Digi­ta­li­sie­rung noch Nach­hol­be­darf.“ Dar­auf ver­wies Dr. Alex­an­der Rieck vom Fraun­ho­fer Insti­tut für Arbeits­wirt­schaft und Orga­ni­sa­ti­on. Ein Plus­punkt sei, dass EPD-Daten­sät­ze auf IBU.data und ÖKOBAUDAT digi­tal zur Ver­fü­gung stün­den. Aller­dings man­ge­le es an Kom­mu­ni­ka­ti­on und Rück­kop­pe­lung zwi­schen den an Ent­wurf bis Bau­aus­füh­rung betei­lig­ten Akteu­ren. Auf­grund des Arbeits­kräf­te­man­gels müss­ten Pro­zes­se stär­ker auto­ma­ti­siert wer­den. „Über­all wird künst­li­che Intel­li­genz genutzt, nur beim Bau­en nicht“, beschrieb er das noch nicht genutz­te Poten­zi­al. Der­weil ent­wi­ckelt das IBU ein spe­zi­el­les Pro­dukt-Infor­ma­ti­ons­sys­tem, das den Her­stel­lern ermög­licht, den unter­schied­li­chen Infor­ma­ti­ons­an­sprü­chen von Gebäu­de­zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­men gerecht zu wer­den und so die Pla­nung nach­hal­ti­ger Gebäu­de und deren Bewer­tung zu erleichtern.