Datenbasis für die zirkuläre Wertschöpfung im Bauwesen

Weltweit schwindende Ressourcen fordern auch und besonders in der Bau- und Immobilienwirtschaft einen umfassenden Wandel. Der Weg zur Deckung des zukünftigen Baustoffbedarfs führt von einer überwiegend linearen hin zu einer ressourceneffizienten, zirkulären Wertschöpfung. Doch diese benötigt qualifizierte Informationen zum Recyclingpotenzial von Baustoffen und Bauprodukten – welche auch durch Gesetze, Normen und Richtlinien zunehmend verpflichtend gefordert werden.

Potenziale für die Entsorgungsbranche

Für Recycling- und Entsorgungsunternehmen liegt hierin eine große Chance: Die strukturierte Bereitstellung von Materialanforderungen und Daten zu Aufbereitungsprozessen stellt für sie ein zukunftsfähiges Geschäftsfeld dar, das ihr Kerngeschäft, die Entsorgung sowie Aufbereitung von rückgebauten Materialien und die Gewinnung von Sekundärrohstoffen, wirkungsvoll unterstützen kann. Ein standardisiertes Format zur Bereitstellung dieser Materialdaten sorgt für Transparenz und einfache Anwendbarkeit.

Circularity Module für Umwelt-Produktdeklarationen

Im Auftrag des Umweltbundesamtes wurde in einem Forschungsprojekt eine Systematik entwickelt, um die derzeitige Datenlücke zu Recyclingpotenzialen von Bauprodukten zu schließen: Das Circularity Module für Umwelt-Produktdeklarationen (CMEPD) ergänzt bereits vorhandene Baustoff-Datensätze um die Informationen, die zur Planung und Umsetzung von zirkulären Ansätzen benötigt werden, stellt die ab 2022 nach EN 15804+A2 geforderten End-of-Life-Daten bereit und unterstützt damit das kreislaufgerechte Bauen.

CMEPD Kreislauf

Aktuelles zu CMEPD:

UBA-Abschlussbericht

für mehr Informationen

EPDs: Lebenszyklusdaten für nachhaltiges Planen und Bauen

Die Lebenszyklusanalyse eines Bauproduktes oder Bauwerkes betrachtet alle Stoff- und Energieströme über dessen gesamten Lebensweg sowie die daraus resultierenden Umweltwirkungen und erlaubt dessen ökologische Bewertung. Die entsprechenden Daten werden von den Herstellern der Produkte in Form von Umwelt-Produktdeklarationen (englisch: Environmental Product Declarations – kurz: EPDs) zur Verfügung gestellt. Allerdings haben Produkthersteller in der Regel keine Gewissheit darüber, was mit ihren Produkten nach deren Nutzung geschieht. Angaben zum End-of-Life bestehen deshalb meist aus Durchschnittsdaten gängiger Entsorgungsverfahren (wie Deponierung und Verbrennung) oder werden gänzlich weggelassen. Damit fehlen für viele Bauprodukte verlässliche Angaben zu ihrer Wiederverwendbarkeit bzw. ihrem Recyclingpotenzial.

Das Circularity Module für EPDs schließt die Datenlücke

CMEPD werden in Zusammenarbeit mit Ökobilanzierern erstellt und basieren auf Daten von Recycling- und Entsorgungsunternehmen. Sieenthalten konkrete Angaben zum Recycling bestimmter Produktgruppen und Materialtypen und liefern den Produktherstellern damit die für die EPD-Erstellung benötigten Ökobilanzergebnisse für die verschiedenen End-of-Life-Prozesse. Damit ein EPD-Ersteller das passende Szenario für sein Produkt wählen kann, werden außerdem Annahmebedingungen für Reststoffe sowie Informationen zur ordnungsgemäßen Installation beschrieben. So eliminieren CMEPD die Unsicherheit, wie ein Bauprodukt nach dessen Ausbau verwertet oder entsorgt wird, und ermöglichen die recyclinggerechte Planung und Realisierung von Gebäuden sowie deren vollständige ökologische Bewertung. CMEPD liefern darüber hinaus die Ökobilanzdaten für Sekundärrohstoffe.

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Rahmenbedingungen zur Ressourceneffizienz im Bauwesen

Aktuelle Nachhaltigkeitsziele und -strategien von EU und Bundesregierung setzen verstärkt auf die Steigerung der Ressourceneffizienz im Bauwesen und damit die Stärkung der Kreislaufwirtschaft:

1. European Green Deal und New Circular Economy Action Plan, welche das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 wesentlich auch durch eine Ausweitung der Kreislaufwirtschaft erreichen wollen und einen Schwerpunkt im Baugewerbe sehen.

2. Bauproduktenverordnung (Basisanforderung 7: Ressourceneffizienz), die als EU-Verordnung harmonisierte Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten festlegt und dabei auch Anforderungen an die Ressourceneffizienz begründet.

3. Kreislaufwirtschaftsgesetz, das als deutsches Gesetz die Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen und die Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen zum Ziel hat.

4. EN 15804+A2, die als europäische Norm für Umwelt-Produktdeklarationen ab 2022 die Abbildung des vollständigen Lebenszyklus von Bauprodukten sowie das Ausweisen eines Recyclingpotentials verlangt.

Vorteile von CMEPD für die Entsorgungsbranche

Auf Basis bestehender Normen und aktueller Nachhaltigkeitsstrategien und -forderungen können alle relevanten Daten zum Lebensende eines Produktes in einem CMEPD festgehalten werden.

  • CMEPD bedienen die Datennachfrage in einem standardisierten Format, das sich nahtlos in die bewährte EPD-Methodik einfügt.

  • Interne Prozesse der Recycling- und Entsorgungsunternehmen können durch das CMEPD im Detail analysiert und so weiter optimiert werden.

  • Durch den Informationsaustausch zwischen Herstellern und Recycling- bzw. Entsorgungsunternehmen können Stoffströme positiv beeinflusst und Recyclingraten verbessert werden.

  • Die Veröffentlichung von Ökobilanzdaten in CMEPD demonstriert Transparenz und Engagement.

  • Das CMEPD erlaubt es, umweltrelevante Alleinstellungsmerkmale objektiv zu kommunizieren.

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