Als asso­zi­ier­ter Pro­jekt­part­ner beglei­tet das Insti­tut für Bau­en und Umwelt e.V. (IBU) seit 01. Juni 2024 das Zukunft Bau-For­schungs­pro­jekt PCR4PV. 

Das For­schungs­pro­jekt im Rah­men der Zukunft Bau For­schungs­för­de­rung unter Feder­füh­rung des Fraun­ho­fer-Insti­tuts für Sola­re Ener­gie­sys­te­me ISE möch­te die Wei­ter­ent­wick­lung von Pro­dukt­ka­te­go­rie-Regeln (Pro­duct Cate­go­ry Rules, kurz PCR) für Umwelt-Pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen (Envi­ron­men­tal Pro­duct Decla­ra­ti­on, kurz EPD) von PV-Anwen­dun­gen vor­an­trei­ben. Das IBU und das Fraun­ho­fer ISE koope­rie­ren bei dem For­schungs­pro­jekt ins­be­son­de­re zur Erwei­te­rung von bestehen­den PCRs zur Erstel­lung von EPDs für die bau­werk­in­te­grier­te Pho­to­vol­ta­ik (BIPV).

Über­ge­ord­ne­tes Anlie­gen des für 24 Mona­te ange­leg­ten For­schungs­pro­jek­tes ist die Har­mo­ni­sie­rung von PCRs für EPDs und Ent­wick­lung von metho­di­schen Ansät­zen zur voll­stän­di­gen öko­lo­gi­schen Bewer­tung von PV-Modu­len, PV-Auf­dach­an­la­gen und BIPV über deren Lebens­zeit. Das IBU über­nimmt als asso­zi­ier­ter Pro­jekt­part­ner die pro­jekt­be­glei­ten­de Bera­tung, die Erst­ver­öf­fent­li­chung der ent­wi­ckel­ten PCR als auch die Ent­wick­lung und Veri­fi­zie­rung einer durch­schnitt­li­chen indus­tri­el­len EPD durch eine drit­te Partei.

For­schungs­auf­trag schließt Defi­ni­ti­ons­lü­cken und bil­det Sze­na­ri­en ab

Kon­kre­tes Ziel des Pro­jekts ist die Ent­wick­lung erwei­ter­ter Pro­dukt­ka­te­go­rie-Regeln für Umwelt­pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen für EPDs von PV-Modu­len sowie deren Anwen­dun­gen in PV-Auf­dach­an­la­gen und bau­werk­in­te­grier­ten PV-Anla­gen. Die PCR sol­len es Her­stel­lern zukünf­tig ermög­li­chen, Umwelt­in­for­ma­tio­nen für die­se Pro­duk­te durch EPDs objek­tiv und umfas­send zu dekla­rie­ren und zugleich die Anfor­de­run­gen der sich gera­de im Ent­wick­lungs­pro­zess befind­li­chen EU-Gesetz­ge­bung EcoDe­sign und des Typ-1- Umwelt­zei­chens „Elec­tro­nic Pro­duct Envi­ron­men­tal Assess­ment Tool“ (EPEAT) zu erfüllen.

Neben den Aus­wir­kun­gen des PV-Modul­pro­duk­ti­on liegt der Fokus auf der Nut­zungs­pha­se und der Sys­tem­bi­lanz. Zu letz­te­rer gehö­ren die­je­ni­gen Sys­tem­kom­po­nen­ten, die zusätz­lich zu den PV-Modu­len für eine PV-Anla­ge benö­tigt wer­den. Durch die Strom­pro­duk­ti­on wäh­rend der Nut­zungs­pha­se kön­nen PV-Anla­gen ihre her­stel­lungs­be­ding­ten Umwelt­aus­wir­kun­gen über­kom­pen­sie­ren, was sie von den meis­ten ande­ren Pro­duk­ten unter­schei­det. Der Strom­ertrag und folg­lich auch die Umwelt­aus­wir­kun­gen des Lebens­zy­klus‘ von PV-Sys­te­men wer­den von ver­schie­de­nen Para­me­tern beein­flusst. Die hier erar­bei­te­ten PCR stel­len Metho­di­ken für die öko­lo­gi­sche Bewer­tung von sowohl PV-Modu­len selbst als auch für PV-Auf­dach­an­la­gen und BIPV-Anla­gen (Dach u. Fas­sa­de) bereit.

Die For­schungs­ar­beit schließt Defi­ni­ti­ons­lü­cken von bereits bestehen­den PCRs auf der PV-Modul- und Sys­tem­ebe­ne. Die PCR in die­sem Pro­jekt wer­den für zwei Sze­na­ri­en anwend­bar sein: 1) jeweils als pro­dukt­spe­zi­fi­sche PCR unter stan­dar­di­sier­ten Bedin­gun­gen (PV-Modul und ‑Sys­tem), 2) als nut­zungs­spe­zi­fi­sche PCR für die Bewer­tung einer kon­kre­ten Instal­la­ti­on (PV-Sys­tem). Das ers­te Sze­na­rio erlaubt einen her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich ohne Kennt­nis einer kon­kre­ten Nut­zung, das zwei­te die Ablei­tung der rea­len Umwelt­aus­wir­kun­gen in einer kon­kre­ten Anwendungssituation.

Vor der Ver­öf­fent­li­chung der PCR ist durch Fraun­ho­fer ISE und das IBU eine offe­ne Kon­sul­ta­ti­on mit den für EPDs von PV-Pro­duk­ten und (inte­grier­ten) PV-Anla­gen mit aus­ge­wähl­ten Akteu­ren aus Indus­trie und Wis­sen­schaft geplant, um die Ergeb­nis­se zu ver­brei­ten und einer kri­ti­schen Über­prü­fung zu unter­zie­hen. Der Ergeb­nis­trans­fer erfolgt vor allem über die Erst­ver­öf­fent­li­chung der ent­wi­ckel­ten PCR in der EPD-Daten­bank ÖKOBAUDAT.

Rele­vanz der Daten für das nach­hal­ti­ge Bauen

Im Koali­ti­ons­ver­trag der Bun­des­re­gie­rung wird der Nach­hal­tig­keit von Gebäu­den und der damit ver­bun­de­nen öko­lo­gi­schen Bewer­tung eine hohe Prio­ri­tät bei­gemes­sen. Hier­bei spie­len Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­me wie das Bewer­tungs­sys­tem Nach­hal­ti­ges Bau­en (BNB) eine bedeut­sa­me Rolle.

Die öko­bi­lan­zi­el­le Betrach­tung von Gebäu­den und Bau­wer­ken ist im euro­päi­schen Aus­land teil­wei­se schon gesetz­lich vor­ge­schrie­ben, in Deutsch­land wur­de nun mit dem QNG-Sie­gel erst­mals eine öffent­li­che För­de­rung von Nach­hal­ti­gen Gebäu­den instal­liert. Um die Anfor­de­run­gen die­ser För­de­run­gen zu erfül­len, ist es wich­tig, alle Umwelt­wir­kun­gen der ein­zu­set­zen­den Pro­duk­te über den gesam­ten Lebens­zy­klus erfas­sen zu kön­nen. Hier­bei ist bedeut­sam, dass die­se Umwelt­wir­kun­gen auf aner­kann­ten und abge­stimm­ten Regeln berech­net werden.

Die öffent­li­che Daten­bank dafür (ÖKOBAUDAT) ver­fügt bis­her nicht über Daten für die im Pro­jekt gewähl­ten Pro­dukt­grup­pen PV-Modul, PV-Auf­dach-Anla­ge und BIPV-System.

Über die Projektpartner:

Das Fraun­ho­fer ISE ist das größ­te Solar­for­schungs­in­sti­tut Euro­pas. Die über 1.400 Mit­ar­bei­ten­den for­schen für ein nach­hal­ti­ges, wirt­schaft­li­ches, siche­res und sozi­al gerech­tes Ener­gie­ver­sor­gungs­sys­tem auf Basis erneu­er­ba­rer Energien.

Das Insti­tut Bau­en und Umwelt e.V. ist als Pro­gramm­hal­ter für EPDs mit sei­nen über 330 Mit­glie­dern der größ­te Zusam­men­schluss von Her­stel­lern der Bau­stoff­in­dus­trie, der sich für nach­hal­ti­ges Bau­en enga­giert: IBU und sei­ne Mit­glie­der sor­gen mit den über 3.500 ver­öf­fent­lich­ten EPDs dafür, dass der öko­lo­gi­sche Aspekt in die Nach­hal­tig­keits­be­wer­tung von Gebäu­den ein­flie­ßen kann.

Gebäu­de­tech­nik als Zukunfts­feld für EPDs

Wäh­rend für die Gebäu­de­öko­bi­lanz die zugrun­de lie­gen­den Pro­dukt­da­ten in Form von EPDs bereits geleb­te Pra­xis für Baustoff‑, Bau­pro­dukt- und Bau­kom­po­nen­ten­her­stel­ler sind, wer­den am Markt zuneh­mend auch Öko­bi­lanz­da­ten der TGA rele­vant. Das IBU ver­an­stal­tet dazu online am 10. Juli 2024 einen Auf­takt-Round Table unter dem Titel Let’s Talk TGA & EPD und lädt alle Inter­es­sier­ten ein.