50. Sit­zung des IBU-Sach­ver­stän­di­gen­rats – Exper­ti­se, Unab­hän­gig­keit und Kon­ti­nui­tät gewähr­leis­ten die Qua­li­tät des IBU-Programms

Der Sach­ver­stän­di­gen­rat (SVR) des IBU stellt die obers­te fach­li­che Instanz für die Arbeit des IBU und den Betrieb sei­nes inter­na­tio­na­len EPD-Pro­gramms für Bau­pro­duk­te dar. Dort enga­gie­ren sich Exper­ten aus Wis­sen­schaft, Nor­mung, Bau- und Umwelt­be­hör­den, Bau­wirt­schaft und Gebäu­de­zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­men, um das Pro­gramm zu über­wa­chen und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Nun tag­te der SVR zum fünf­zigs­ten Mal.

Der Sachverständigenrat des IBU - ExpertenDer Sach­ver­stän­di­gen­rat beglei­tet das IBU von der Geburts­stun­de der EPD bis heute

 „Mehr als 15 Jah­re hat der Sach­ver­stän­di­gen­rat das IBU – zu Beginn noch die Arbeits­ge­mein­schaft Umwelt­ver­träg­li­ches Bau­pro­dukt AUB – in sei­ner Ent­wick­lung beglei­tet: Von einer Idee, die Umwelt­leis­tung von Bau­pro­duk­ten mit­tels Öko­bi­lan­zen auf ver­läss­li­che und über­prüf­ba­re Basis zu stel­len, über die Sturm- und Drang­zeit als Pio­nie­rin von Umwelt­pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen (EPDs) in Deutsch­land;  über die Kon­so­li­die­rung und Har­mo­ni­sie­rung der Regeln nach der Norm EN 15804 bis heu­te hin zur Her­aus­for­de­rung, die Regeln zu Umwelt­pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen euro­pa­weit auch in der Pra­xis zu har­mo­ni­sie­ren und somit gegen­sei­ti­ge Aner­ken­nung der natio­na­len Pro­gram­me und ihrer EPDs zu errei­chen. Das IBU ist auch hier und heu­te trei­ben­de Kraft und ein­mal mehr Pio­nier, und es ist eine Freu­de, das IBU als Sach­ver­stän­di­gen­rat auf sei­nem Weg zu beglei­ten.“  Mit die­sen Wor­ten eröff­ne­te  der SVR-Vor­sit­zen­de Dr. Frank Wer­ner die 50. Sit­zung des IBU-Sach­ver­stän­di­gen­ra­tes am 24. Janu­ar 2018 in Berlin.

Vier- bis fünf­mal jähr­lich kom­men die Exper­ten und Exper­tin­nen rund ums nach­hal­ti­ge Bau­en zusam­men, um aktu­el­le metho­di­sche Fra­ge­stel­lun­gen zum EPD-Pro­gramm des Insti­tut Bau­en und Umwelt (IBU) zu klä­ren, neue Pro­dukt­grup­pen­re­geln frei­zu­ge­ben und bei Kon­for­mi­täts­fra­gen mit den maß­geb­li­chen Nor­men die Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, die Grund­la­ge des IBU für sein Dekla­ra­ti­ons­pro­gramm sind.

Ein Rück­blick: Das heu­ti­ge IBU ent­stammt einer Initia­ti­ve von Bau­pro­duk­t­her­stel­lern namens AUB (Arbeits­ge­mein­schaft Umwelt­ver­träg­li­ches Bau­pro­dukt), die sich bereits Ende der 1970er zusam­men­schlos­sen, um Umwelt­aspek­te ihrer Pro­duk­te trans­pa­rent zu machen. Dies geschah zunächst mit Umwelt­zer­ti­fi­ka­ten der AUB. Mit der Wei­ter­ent­wick­lung von Metho­den wie der Öko­bi­lan­zie­rung änder­te sich die­ser Fokus und es ent­stand die Idee, ein auf Öko­bi­lan­zen und inter­na­tio­na­len Nor­men bestehen­des Dekla­ra­ti­ons­pro­gramm auf­zu­bau­en. So hieß es bereits 2002: „Ziel ist die Bereit­stel­lung über­prüf­ba­rer und nicht irre­füh­ren­der Anga­ben zu Umwelt­aspek­ten von Bau­pro­duk­ten. Die Umwelt­de­kla­ra­ti­on ist Bestand­teil des Kon­zep­tes eines Nach­hal­ti­gen Bau­ens. Die Dekla­ra­ti­on ver­bes­sert den Kennt­nis­stand zu den Pro­duk­ten, erleich­tert die Mate­ri­al­aus­wahl, ist Grund­la­ge für eine Doku­men­ta­ti­on der im Gebäu­de ein­ge­setz­ten Bau­pro­duk­te und lie­fert die Grund­la­ge zur öko­lo­gi­schen Opti­mie­rung von Pla­nun­gen und Gebäu­den mit­tels Öko­bi­lan­zen. (AUB 2002)“ Dies war die Geburts­stun­de der heu­ti­gen EPDs (Umwelt-Pro­dukt­de­kla­ra­tio­nen) in Deutsch­land, an deren grund­le­gen­dem Ziel sich bis heu­te nichts geän­dert hat. „Das Umwelt­bun­des­amt hat­te den Auf­bau der AUB als Pro­gramm­be­trei­ber für ein Typ III-Umwelt­de­kla­ra­ti­ons­pro­gramm für Bau­pro­duk­te  unter­stützt und mit einer Stu­die beglei­tet“, weiß Dr. Eva Schmincke (Deut­scher Natur­schutz­ring DNR) zu berich­ten. Sie ist, wie auch Dr. Oli­ver Jann von der Bun­des­an­stalt für Mate­ri­al­for­schung und ‑prü­fung, Grün­dungs­mit­glied des Sachverständigenrats.

Am 6. Novem­ber 2002 wur­de in Ber­lin anläss­lich einer gemein­sa­men Sit­zung von AUB-Gesamt­vor­stand und Ver­tre­tern öffent­li­cher Ein­rich­tun­gen der Sach­ver­stän­di­gen­aus­schuss (SVA – mitt­ler­wei­le Sach­ver­stän­di­gen­rat SVR) kon­sti­tu­iert, der die Pro­dukt­grup­pen­fo­ren berät und das Ver­fah­ren im öffent­li­chen Inter­es­se unter­stützt, um ein Höchst­maß an Trans­pa­renz, Neu­tra­li­tät und Zuver­läs­sig­keit der Umwelt­de­kla­ra­tio­nen zu errei­chen.  Der Sach­ver­stän­di­gen­aus­schuss koor­di­nier­te die Dekla­ra­ti­ons­ras­ter der Pro­dukt­grup­pen und prüf­te zunächst auch die Voll­stän­dig­keit der Her­stel­ler­in­for­ma­tio­nen. Mit der wach­sen­den Anzahl zu prü­fen­der Dekla­ra­tio­nen wur­den die unab­hän­gi­gen Prü­fun­gen an aus­ge­wähl­te Verifizierer/innen über­tra­gen, die vom Sach­ver­stän­di­gen­aus­schuss nach streng fest­ge­leg­ten Kri­te­ri­en aus­ge­wählt und beru­fen wer­den.  Im Jahr 2013 erfolg­te die Umbe­nen­nung in Sach­ver­stän­di­gen­rat (SVR), um die unab­hän­gi­ge Posi­ti­on sei­ner Mit­glie­der vom EPD-Pro­gramm des IBUs auch nach außen kla­rer dar­zu­stel­len. Bis heu­te gehö­ren die Prü­fung und Frei­ga­be von Pro­dukt-Kate­go­rie-Regeln (PCR), die Über­wa­chung der Nor­men­kon­for­mi­tät und der Qua­li­tät des Veri­fi­zie­rungs­ver­fah­rens sowie die Ernen­nung von Veri­fi­zie­rern zu sei­nen Aufgaben.

Chris­ti­an Kem­per von HOCHTIEF in den Sach­ver­stän­di­gen­rat berufen

Aktu­ell besteht der Sach­ver­stän­di­gen­rat aus 11 Mit­glie­dern, alle­samt Exper­ten zu Bau­stoff­kun­de, Nach­hal­ti­gem Bau­en, Öko­bi­lan­zie­rung oder Nor­mung, die für das IBU ehren­amt­lich ihre lang­jäh­ri­gen Kom­pe­ten­zen ein­brin­gen. Der Prä­si­dent vom Insti­tut Bau­en und Umwelt, Prof. Horst Bos­sen­may­er hob in sei­ner Anspra­che zur Jubi­lä­ums­sit­zung her­vor: „Das Ziel des Pro­gramms des IBU über die Erstel­lung, Ver­brei­tung und Anwen­dung von EPDs ist wesent­li­cher Bestand­teil der För­de­rung des nach­hal­ti­gen Bau­ens. Für die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Her­stel­lern von Bau­pro­duk­ten  sowie zwi­schen Her­stel­lern und den am Bau Betei­lig­ten wer­den mit den EPDs euro­pä­isch gere­gel­te umwelt­be­zo­ge­ne, auf Öko­bi­lan­zen beru­hen­de, kon­sis­ten­te und unab­hän­gig geprüf­te Infor­ma­tio­nen für Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen bereit­ge­stellt. Der Sach­ver­stän­di­gen­rat des IBU ist dafür die unver­zicht­ba­re und unab­hän­gi­ge Fach­in­stanz. Gäbe es ihn noch nicht, wir müss­ten ihn unver­züg­lich einrichten!“

Christian Kemper von HOCHTIEF mit IBU-Präsident Prof. Horst Bossenmayer und dem SVR-Vorsitzenden Frank WernerAuf der Jubi­lä­ums­sit­zung am 24. Janu­ar 2018 wur­de von Horst Bos­sen­may­er zudem Dipl. Ing. Archi­tekt Chris­ti­an Kem­per als neu­es Mit­glied in den Sach­ver­stän­di­gen­rat beru­fen: Chris­ti­an Kem­per lei­tet das Green-Buil­ding-Manage­ment bei HOCHTIEF. Das Green-Buil­ding-Manage­ment ist in der Lage alle markt­re­le­van­ten Sys­te­me erfolg­reich durch­zu­füh­ren (DGNB, LEED, BREAAM, NaWoh). Hier­bei ist es beson­ders das Ziel, die Zer­ti­fi­zie­rung in den Bau­pro­zess zu imple­men­tie­ren und somit Nach­hal­tig­keit als fes­ten Bestand­teil eines Pro­jek­tes wer­den zu las­sen. Auf­grund sei­ner Pra­xis­er­fah­rung aus der Pro­jekt­be­treu­ung und  ‑durch­füh­rung zum Nach­hal­ti­gen Bau­en kann Herr Kem­per sei­nen brei­ten Erfah­rungs­schatz in den IBU-SVR ein­brin­gen. Denn die Auf­ga­ben blei­ben viel­fäl­tig: Die Wei­ter­ent­wick­lung von Nor­men, neue Pro­dukt­grup­pen, Soft­ware-Tools für die EPD-Erstel­lung oder auch zusätz­li­che Anga­ben oder Nach­wei­se sor­gen dafür, dass der IBU-Sach­ver­stän­di­gen­rat auch in Zukunft eine wert­vol­le Instanz für das EPD-Pro­gramm des Insti­tut Bau­en und Umwelt e.V. bleibt und zu sei­ner Repu­ta­ti­on beiträgt.